Lampenkunst im Jugendstil
Der Jugendstil war DIE große schöpferische Epoche in der Geschichte der Beleuchtung. Viele Architekten, Künstler, Kunsthandwerker und Innenarchitekten fühlten sich berufen, Lampenformen zu entwickeln – und das in einem Ausmaß, wie es zu keiner anderen Zeit vorgekommen ist.
Inhaltsverzeichnis
Neue Lampen für ein neues Zeitalter
Dieser Vorgang verdankt sich vor allem dem Beginn der Elektrifizierung und der Erfindung der Glühlampe. Diese neuen Bedingungen machten die Schaffung innovativer Beleuchtungskörper notwendig – eine einmalige Gelegenheit für die Jugendstil-Designer. In den Jahren zwischen 1895 und 1905 wurde die Gestaltung von Lampen zu einer wichtigen Aufgabe. Doch nicht nur Künstler waren daran beteiligt, sondern auch Bildhauer, Glaskünstler, Keramiker und Goldschmiede.
Motive der Jugendstil-Lampen
Für ihre Lampenentwürfe wählten die meisten Jugendstil-Künstler dieselben Themen wie für ihre anderen Arbeiten. Alle für diese Zeit typischen Bilder und Klischees tauchen wieder auf: fließende Linienführungen, Schnörkel, Fin-de-siecle-Frauen oder die Femme-Fleur, eine Kombination von Frau und Blume.
Überhaupt waren Pflanzen die häufigsten Motive im Jugendstil. In floraler Ästhetik wurden Lampen und Kerzenleuchter geschaffen, die Blumen ähnelten: mit Blütenblättern aus Glas oder Blattranken als Reflektoren. Die gesamte Flora wurde zur unerschöpflichen Quelle der Inspiration. Egal, ob die Blumen naturalistisch oder stilisiert nachgebildet wurden, oder ob Phantasiegebilde und undefinierbare Lichtobjekte entworfen wurden, die von innen heraus leuchteten. Ohne Anspruch auf botanische Bestimmbarkeit galt nur ein einziges Kriterium: Sie mussten mit dem elektrischen Licht harmonieren.
Drei Jugendstil-Lampen und ihre Schöpfer
Louis Comfort Tiffany
Zu den bekanntesten Jugendstil-Lampen gehören die Entwürfe von Louis Comfort Tiffany. 1879 gründete er in New York die „Tiffany Glass and Decorating Company“, ein Einrichtungshaus, für das er als Maler, Kunstgewerbler und Glaskünstler tätig war. Er sah das Licht stets als Problem der künstlerischen Gestaltung an. Die Lampen bestanden – unabhängig vom Design – im wesentlichen aus den Materialien Kupferblech, Zinn, Blei und dem “Favrile-Glas“, einem Flachglas mit sehr hohem Opalisierungseffekt.
René Lalique
Der Ruhm René Laliques war zunächst in seiner Tätigkeit als Goldschmied begründet. In seinen Werken dominierten nicht Diamanten, sondern Halbedelsteine. Um 1902 gründete er eine Werkstatt für Glasguss, wo seine berühmten Lampen entstanden. Für das Verfahren verwendete er Gipsformen. Die Tonwerte des Glases ergaben sich durch die Materialdicke. Manchmal wurde das gegossene Glas durch Schnitt, Politur oder partielle Säureätzung in seiner Oberflächenwirkung verändert.
Hector Guimard
Von Hector Guimard kennt man vor allem seine weltberühmten Eingänge zu den Pariser Metrostationen, die er 1899 entwarf. Die sinnlich und organisch geschwungenen Formen repräsentieren seinen durch Logik, Harmonie und Gefühl bestimmten Stil sehr deutlich. Er entwarf auch sehr viele Lampen, die er in seinen eigenen Werkstätten ausführen ließ. Manche von ihnen hängen noch heute in den Wohnungen, für die sie einst geschaffen wurden.