Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir. Da oben leuchten die Sterne und unten leuchten wir” – diese Zeilen kennt wohl jeder aus seiner Kindheit und verknüpft sie mit wunderschönen Laternenumzügen durch die Dunkelheit eines Novemberabends. Aber warum laufen wir samt Lampions eigentlich jedes Jahr erneut durch die Kälte?

Die Legende des heiligen Martins

Jedes Jahr am 11. November feiert besonders die christliche Gemeinschaft den Martinstag. Dieser ist benannt nach einem römischen Bischof, der von 316/317 n.Chr. bis 397 n.Chr. lebte und als besonders gütig und barmherzig galt. Noch zu seiner Zeit als Soldat soll er einem nackten Bettler während eines besonders strengen Winters die Hälfte seines Mantels geschenkt haben, damit dieser nicht erfriere. Insbesondere an diese Tat wird alljährlich am 11. November – dem Tag seines Begräbnis – erinnert.

Martinsumzüge in Deutschland

Der Ursprung

Auf den 11. November fiel früher oft auch der sogenannte Zinstag zusammen mit dem Beginn der vorweihnachtlichen Fastenzeit. Aus diesem Grunde wurde im Mittelalter am Abend zuvor noch einmal ordentlich geschmaust und gefeiert. Dieser Brauch hat sich bis ins 19. Jahrhundert in einigen Regionen Deutschlands gehalten. Dort zogen Kinder durch die Straßen und waren auf “Heischegängen”, um Essen zu erbitten, während die Erwachsenen daheim oder in Wirtshäuser zusammen saßen. Damals schon brannten auch Martinsfeuer überall in den Städten.

Um 1900 belebte sich dieser Brauch neu, insbesondere im katholisch geprägten Rheinland. Zentrales Ereignis wurde dabei ein Umzug von Kindern und Eltern, die abends mit Laternen in der Hand singend durch die Straßen liefen. Auch die Mantelteilung war meist Teil dieser Umzüge. In der Zeit des Nationalsozialismus verschwand dieses Fest jedoch wieder. Erst nach 1945 wurde diese Tradition erneut aufgenommen.

Heutige Bräuche zum Martinstag

Noch immer ziehen die Kinder zusammen mit ihren Eltern oder auch Lehrern und Erziehern um den 11. November durch die Straßen. Immer mit dabei sind Laternen, die häufig auch selbst in Schule oder Kita gebastelt wurden. Während früher noch echte Kerzen verwendet wurden, werden heute oftmals auch elektrische Lichter eingesetzt, da diese weniger gefährlich sind.

Die größeren Umzüge werden manchmal sogar von einem heiligen Martin auf einem Schimmel begleitet, der als Höhepunkt die Mantelteilung nachspielt. Auch ein Spielmannszug läuft zuweilen mit, um die Kinder beim Singen der verschiedenen Martinslieder zu unterstützen. Je nach Gegend werden den Kindern in Erinnerung an die Heischegänge auch ganz unterschiedliche Süßigkeiten an diesem Abend geschenkt: So gibt es im Rheinland und in Westfalen eine Figur aus Hefeteig mit Rosinen (Stutenkerl oder Weckmann), in Süddeutschland schenkt man den Kindern kleine Kekse in Form von Martinsgänsen und im Ruhrgebiet erhalten sie süße Martinsbrezeln.

Weitere Laternenläufe

Obwohl der Bezug zum heiligen Martin weit verbreitet ist, gibt es auch ohne diesen Kontext im Herbst immer wieder Laternenläufe. Hierbei werden ebenfalls Lieder gesungen und oft selbstgebastelte Laternen von Kindern durch die Straßen getragen. Ursprünglich könnte das auf eine Art des Erntedankfestes zurückgehen, bei dem Bauern früher zur Feier einer guten Ernte Feuer an den Feldern entzündet hatten. Man höhlte kleine Kürbisse und Rüben aus und machte daraus Laternen, mit denen die Kinder dann singend umherziehen konnten. So wurden die dunklen, kalten Tage etwas erhellt.

Darum sind heutzutage die Laternenumzüge nicht unbedingt an den Martinstag gebunden. Sie finden während des gesamten Herbstes statt und bereiten nicht nur Kindern große Freude, wenn sie inbrünstig singen können: “Mein Licht ist aus, ich geh nach Haus. Rabimmel, rabammel, rabumm!”

Quellen:

www.wikipedia.de
www.heiliger-martin.de/braeuche
www.heiliger-martin.de/tod
www.hanni-erklaert-die-welt.de

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