Kaum etwas ist störender an einer Lampe, als wenn sie blendet. Doch auf die eine oder andere Weise tun das sicherlich alle. Oder? Au contraire! Denn es gibt sie – die blendfreien Leuchten. Ihre – zugegeben etwas abstrakten – Namen lauten: PH 5 und PH Artichoke.

Ein Däne mit einer Vision

Der Designer der blendfreien Zauberleuchte heißt Poul Henningsen und wurde 1894 in Dänemark geboren. Schon in seiner frühesten Kindheit kam er in Berührung mit Petroleumlampen, an die seine Kreationen immer ein wenig erinnerten. Doch während der Trend in der Designwelt immer mehr dazu überging, Lampen zu kreieren, die immer heller und heller leuchteten, weigerte sich der junge Mann, diesen Weg einzuschlagen.

Von Haus aus schon immer als Freigeist erzogen, legte er besonders viel Wert auf Natürlichkeit und Einfachheit. Im Laufe seines Lebens versuchte er diese Ideale auf ganz unterschiedliche Art zu erreichen: Vom Architekturstudium, über das Schriftstellertum und den Journalismus bis eben hin zum Design. Mit seiner PH-Serie hat er sich schließlich ein Denkmal gesetzt.

PH 5 – die blendfreie Hängeleuchte

Als erstes fragt man sich natürlich – was soll dieser Name? Die Geschichte dahinter ist so einfach, dass man es fast nicht glauben kann. Denn Poul Henningsen wählte während der Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Louis Poulsen Lighting, für welches er die Lampen designte, schlicht seine eigenen Initialen als Titel seiner Werke. Die Nummer 5 bezieht sich ebenfalls ganz unspektakulär auf den maximalen Durchmesser des Lampenschirms: 50 cm. Hier zeigt sich mal wieder sein Streben nach Einfachheit.

Der Aufbau der PH 5

Aber was ist denn nun das Geheimnis dieser Lampe? Es ist ihr Aufbau! Denn inspiriert von der sogenannten Logarithmischen Spirale, einem Phänomen aus der Natur, welches beispielsweise auf Schneckenhäusern zu finden ist, wurden die Schirme der Leuchte gestaltet und angeordnet.

Insgesamt drei Schirme in unterschiedlicher Größe und Form aus Aluminium überlappen einander. Das Licht des eigentlichen Leuchtmittels bricht sich durch die ausgeklügelte, trichterartige Gestalt zunächst an den Oberflächen der Schirme, bevor es dann indirekt, weich und warm in den Raum abgestrahlt wird. Dieses ausgeklügelte System der Reflexionen sorgt für die Blendfreiheit der PH 5.

Ein moderner Klassiker

1958 kam die aller erste PH 5 auf den Markt. Seit diesem Zeitpunkt sind die Menschen verzaubert von Poul Henningsens Pionierarbeit auf diesem Gebiet. Der Grad, in dem Lichtstruktur, Schatten, Spiegelung und Lichtwiedergabe bei dieser Lampe ineinandergreifen fasziniert im 21. Jahrhundert noch immer. Das Licht dieser Lampe ist einfach wundervoll weich und die Form schon fast organisch.

Darum produziert der Hersteller Louis Poulsen auch heute immer noch mit dem Original nahezu übereinstimmende PH 5 Leuchten. Nur wenige geringfügige Änderungen wurden vorgenommen. Außerdem hat sich das Farbspektrum etwas erweitert. Momentan gibt es folgende Varianten:

  • PH 5 Classic – matt lackiert
    • weiß
  • PH 5 – matt lackiert
    • White/Pale rose (Weiß/Zart Rosa)
    • Dark Grey/Turquoise (Dunkelgrau/Türkis)
    • Army/Dark Grey (Army Grün/Dunkelgrau)
    • Pale Rose/Green (Zart Rosa/Grün)
  • PH 50 – hochglänzend, nasslackiert
    • Weiß, Chili Red (Rot)
    • Coconut White (Weiß)
    • Mint Blue (Blau)
    • Olive Black (Schwarz)
    • Wasabi Green (Grün)

PH Artichoke – kann man das Essen?

Der Name erinnert direkt an das essbare Blütengemüse – und genau daher kam auch die Inspiration. Denn während die PH 5 drei Lampenschirme hat, besteht der Lampenschirm ihrer Schwester, der PH Artichoke, aus insgesamt 72 Schuppen. Diese sind wieder auf einer logarithmischen Spirale an einem Gerüst aus 12 Metallbögen befestigt. Dadurch entsteht der Eindruck eines Zapfens – oder eben einer Artischocke.

Passenderweise hing das erste Exemplar auch in einem Restaurant in Kopenhagen – dem Langelinie Pavillonen. Dort bildete die Lampe ein absolutes Highlight im Gastraum, ohne aber die Speisenden zu blenden. Denn auch die Artichoke glänzt mit ihrer besonderen Lichtwirkung – egal aus welchem Blickwinkel, stets ist die Beleuchtung sanft und indirekt.

Dieser Designklassiker muss aber nicht in einem pompösen Restaurant hängen. Die Pendelleuchte macht sich auch im privaten Wohn-, Schlaf- oder Esszimmer ideal. Mit einem Durchmesser von ca. 60 cm und einer Höhe von etwa 58 cm ist sie zwar relativ groß. Doch durch die sehr neutralen Farben – Edelstahl, Weiß oder Kupfer – fügt sie sich dennoch in die meisten Wohnambiente perfekt ein. Die neuesten Versionen sind inzwischen sogar auf LEDs umgestellt und können gedimmt werden. Das ist wahre Lichtkunst!

Quellen

www.louispoulsen.com/de/produkte/
www.kult-lampen.de/designklassiker
www.wikipedia.org/wiki/Poul_Henningsen
www.louispoulsen.com/de

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